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Ungeliebte Stadttauben

Ende Oktober 2006 an einem Freitag fand Martin eine weiße Taube vor unserer Haustür. Sie war zwar beringt, allerdings war auf dem weißen Plastikring nichts vermerkt. Ihr Züchter war somit nicht zu ermitteln. Zuerst haben wir gedacht, daß sie sich einfach nur ausruhen wollte und haben ihr Haferflocken und frisches Wasser hingestellt. Sie nahm alles gerne an und wir waren überzeugt, daß sie sich erholen und bald weiterfliegen würde...

Als es aber abends schon dunkel wurde und die kleine Taube immer noch vor der Tür saß, beschlossen wir, das Tier einzufangen und für die kommende Nacht lieber im geschützen Keller unterzubringen. Es streunen nämlich viele Katzen und Marder draußen herum und es war uns einfach zu gefährlich. Sicherlich würde die Taube morgen dann gestärkt weiterfliegen.

Am nächsten Morgen setzte ich das Täubchen in den Hof mit einem Händeklatschen und dem Ruf "Husch, husch, und jetzt flieg nachhause...!" Das Täubchen aber wollte nicht. Stattdessen bemerkte ich beim Hochflattern einen schwarzen Fleck direkt auf der Brust unter ihrem Flügel. Diese Verletzung hatten wir am Vortag nicht bemerkt.
Taube also wieder eingefangen und ab zum Tierarzt....

Tja, es war eine tiefe, punktuelle Wunde und die Tierärztin rätselte, wie diese Verletzung wohl zustande gekommen sein könnte. Jedenfalls bekamen wir eine Salbe mit, die wir regelmäßig anwenden sollten. Wir setzten sie in einen großen, mit Maschendraht abgedeckten Karton und bestrahlten eine Käfigecke mit Infrarotlicht, damit sie sich dort aufwärmen konnte. Leider ging es dem Täubchen trotz der Behandlung immer schlechter und sie stellte dann auch das Fressen ein.

Als ich dann dienstagmorgens nach dem Täubchen guckte, dachte ich mir schon, daß sie den Tag nicht überleben würde. Sie war sehr schwach und reagierte kaum noch. Besorgt fuhr ich zur Arbeit und irgendwann mittags rief Martin an, um mir die traurige Mitteilung zu überbringen. Als ich nachhause kam, hatte er das Täubchen schon im Garten begraben, um mir den Anblick zu ersparen...

Diese Geschichte ist sicher nichts Außergewöhnliches und passiert vermutlich täglich hundertfach.
Für mich allerdings hat sich dadurch vieles verändert. Durch die Beschäftigung mit dem Thema und der Recherche über die Bedürfnisse von Tauben mußte ich erfahren, daß viele Dinge anders sind, als ich naives Wesen es dachte...

Brieftauben! Tolle Tiere! Nachrichtenüberbringer! Finden über hunderte von Kilometern ihren Taubenschlag! Die Wahrheit ist:

die Tiere werden von ihrem Partner oder ihren frisch geschlüpften Nestlingen getrennt und weit weg gebracht. Dort läßt man sie dann frei und sie müssen den ganzen weiten Weg zurückfliegen. Getrieben von Angst um die Küken oder der Sehnsucht nach dem Partner.....

Diese Tatsache hat mich zutiefst schockiert.

Ein bis zwei Millionen Brieftauben finden jedes Jahr nicht mehr nachhause und die, die viel zu spät kommen, werden nicht selten "aussortiert" und landen im Kochtopf. Selbst Tiere, die von den Findern, die sie aufgepäppelt haben, zurückgebracht wurden, erleiden nicht selten dieses Schicksal. Denn sie sind für den Züchter oft nutzlos, weil sie nicht schnell und nicht kräftig genug waren. Ja, der Wettbewerb ist hart...
Die verlorengengangenen Tiere sind an den Menschen gewöhnt, der ihnen Futter bringt und sie versorgt. Was bleibt ihnen anderes übrig, als in die Städte zu gehen? Dorthin, wo wenigstens hin und wieder eine Brotkrume für sie abfällt? Sie werden von Kindern gescheucht, von Taubenhassern getreten, überfahren und vergiftet, vertrieben und aufgespießt und gelten als die Krankheitsüberträger Nr. 1 - die Ratten der Lüfte. Dabei sind es heimatlos gewordene Haustiere, die plötzlich jeder haßt. Und aus Sorge um die Erhaltung ihrer Art, versuchen sie sich, obwohl sie hungern, zu vermehren und die bedauernswerten Vögel ohne Ring, die daraus hervorgehen, haben dann erst Recht keine Daseinsberechtigung mehr. Und als Krönung dieser ganzen Ungerechtigkeit ist das Füttern der Stadttauben sogar gesetzlich verboten.

Tut mir leid, aber da kann ich gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte.

Bitte schaut Euch auch diesen Bericht mal an...


 


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Ich habe jedenfalls aus all dem gelernt und werde jede schutzsuchende Taube versorgen und auch zu verhindern wissen, daß sie im Kochtopf landet...
Außerdem habe ich jetzt immer eine Handvoll Taubenfutter in der Jackentasche, wenn ich in die Stadt gehe...



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M E H R   I N F O R M A T I O N E N   Z U M   T H E M A   F I N D E T   I H R   H I E R : 



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